Stille ist dort, wo jegliche Bewegung zu ihrem Ende kommt.

Das Auge des Hurrikans ist eine schöne Metapher dazu. Alles ist in Bewegung und ohrenbetäubend. In der Mitte ist es still. Stille ist nicht die Abwesenheit von Geräuschen. Stille ist jenseits davon. Wenn die Stille von einem Besitz ergreift, dann sind dort auch keine Gedanken mehr. Vielleicht gibt es außerhalb noch etwas, das da denkt.
Stille ist wie ein eigener Raum - ein Raum, der zugleich vollkommen leer ist. Stille und Leere sind untrennbar miteinander verbunden. Daher kannst du Stille auch nicht wahrnehmen, wenn du im Außen sehr beschäftigt bist, oder innerlich grübelst, wütend bist, oder anderweitig Lärm in deinem Kopf und deinen Gefühlen erzeugst. Wenn du innerlich ganz still wirst, dann gibt es auch keine Emotionen mehr. Stille ist wie die vollkommene glatte Oberfläche eines Sees. Keine Bewegungen mehr, weder innen, noch außen. Stille ist zugleich unendlich. Sie ist immer da, schon immer da gewesen. Du bist in der Regel nur zu laut, um sie wahrzunehmen.
Wenn du dir deiner Unendlichkeit bewusst wirst, dann erfährst du automatisch auch die Stille. Und Leere. In der Unendlichkeit von Stille und Leere ist nur noch Liebe, Frieden und Glückseligkeit erfahrbar. Mehr gibt es nicht zu sagen. Mehr ist mit Worten nicht mehr ausdrückbar.
Daher kann man über die Stille so wenig sprechen. So wenig, wie man wahrhaftig über die Unendlichkeit, oder Gott reden kann. Man kann es nur erfahren. Alles andere sind Vorstellungen, Glaube, Konzepte und Religion. Mentale und emotionale Bauwerke um ein Mysterium herum, das der Verstand nicht greifen kann.
Man kann auch nicht "in die Stille gehen", wie manche es ausdrücken. Du kannst bestenfalls still werden und dich versenken, um dich dann von der Stille erfassen zu lassen. Die Stille ist ein Geschenk. Wenn sie dich genommen hat, dann kannst du im größten Trubel stehen, selbst an einem gewissen Tun beteiligt sein und in dir ist es dennoch still - wie im Auge eines Hurrikans.
Comments